Pressemeldung

Die Uhr tickt – Interview mit Eric Oehlmann

Baurundblick: Interview mit Eric Oehlmann, Präsident der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr

Eric Oehlmann, Präsident der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr
Eric Oehlmann, Präsident der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr

Hat die gegenwärtige erneute Diskussion in Zusammenhang mit dem Ausbaustatus Auswirkungen auf die bereits begonnenen Bauarbeiten?

Eric Oehlmann: Die Sanierung der Schnellwege in Hannover ist ein Projekt der Superlative. Technische Aspekte, Investitionsvolumen und Bauzeit machen es zu einem Vorhaben, das es so in der Landeshauptstadt noch nicht gegeben hat. Das gilt auch für unsere aktuelle Maßnahme, den Südschnellweg. Wir haben das große Ziel, unter dem rollenden Rad zu bauen und den Südschnellweg als eine der wichtigsten Verkehrsachsen Hannovers während der Bauzeit offen zu halten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Uhr vernehmlich tickt: Die Brückenbauwerke sind nur noch begrenzt haltbar. Die Brücke über die Hildesheimer Straße kann beispielsweise nur noch dank aufwändiger Verstärkung und Abstandsgebot für LKW unter Verkehr gehalten werden.

Trotz dieses hohen Anspruchs läuft die Zusammenarbeit mit den beauftragten Unternehmen der ARGE hervorragend. Alle ziehen an einem Strang und setzen sich mit ganzer Kraft dafür ein, den anspruchsvollen Zeitplan zu halten. Dafür möchte ich allen Beteiligten meinen großen Dank aussprechen.

Die aktuelle Diskussion bezieht sich auf die Ausbaubreite des Westteils des Südschnellwegs, in dessen Verlauf der neue Straßentunnel im Stadtteil Döhren eingebunden ist. Die NLStBV ist mit mehreren Experten an dem Runden Tisch von Verkehrsminister Olaf Lies beteiligt. Wir bringen uns intensiv in diesen Dialog ein, ohne dabei die Arbeit am Straßentunnel zu vernachlässigen.

Die weitere Entwicklung wird zeigen, ob und welche Auswirkungen zu erwarten sind. Denn der Westteil ist bautechnisch mit der Tunnelbaustelle verzahnt. Ein Beispiel: Aushubmassen des Tunnels sollen in der Anpassung des Damms im Westteil verwendet werden. Das spart Zeit und Geld und ist darüber hinaus äußerst klimaschonend. Bei Verzögerungen müssten hier Alternativen gesucht werden.

Ist sichergestellt, dass die Bauzeit eingehalten werden kann?

Eric Oehlmann: Die Bauzeit für den gesamten Südschnellweg haben wir auf acht Jahre veranschlagt. Wie schon beim laufenden, ersten Bauabschnitt, setzen wir auch künftig alles daran, diese wichtige Verkehrsverbindung so schnell wie möglich zu ertüchtigen. Denn der Südschnellweg verknüpft als Bundesfernstraße die Kontinentalrouten A2 und A7 und dient als Entlastungsstrecke für die Kontinentalroute A2. Und im städtischen Raum ist der Südschnellweg unverzichtbar für einen sicheren, klimaschonenden und zügigen Pendler-, Gewerbe- und Lieferverkehr.

Die Strecke ist also von entscheidender Bedeutung sowohl für die Abwicklung der überregionalen Verkehrsströme als auch für die Entlastung des nachgeordneten Netzes der Landeshauptstadt. Verzögerungen in der Bauzeit hätten gravierende Auswirkungen, die wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften vermeiden wollen.

Ein entscheidender Faktor hier wird sein, wie sich die Haltbarkeit der Brücken im Westteil entwickelt. Sie läuft Ende 2024 aus, die Brücken können anschließend nur noch mit sehr aufwändiger, engmaschiger Überwachung genutzt werden. Auch hier ist also hohes Tempo gefragt. Der Plan ist, dass 2029 der erste Verkehr durch den neuen Tunnel im Stadtteil Döhren rollt und parallel dazu die Arbeit im Westteil schon weit fortgeschritten ist.

Welches ist das nächste Großprojekt für die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr?

Eric Oehlmann: Gemeinsam mit den Landkreisen Emsland und Cloppenburg sowie dem Städtering Zwolle-Emsland erhöhen wir die Leistungsfähigkeit der Europaroute 233. Die Strecke verbindet die A 31 im Westen (Anschlussstelle Meppen) mit der A 1 im Osten (Anschlussstelle Cloppenburg). Länge: 83 Kilometer. Grund für den durchgehenden Ausbau auf vier Spuren ist die enorme Belastung der Straße. Dort sind auf zwei Spuren bis zu 38.000 Fahrzeuge am Tag unterwegs, der Anteil des Schwerlastverkehrs beträgt zeitweise bis zu 50 Prozent. Die Kosten sind mit 774 Millionen Euro beziffert. Das Projekt ist in acht Bauabschnitte unterteilt, die sich in unterschiedlichen Stadien der Planung befinden.

Weiter fortgeschritten ist ein Projekt in Celle. Wir befreien die Stadt und die vorgelagerte Gemeinde Groß-Helen vom Durchgangsverkehr der Bundesstraße 3. Hierfür bauen wir eine rund 24 Kilometer lange Ortsumgehung. Sie beseitigt Nadelöhre, erhöht die Verkehrssicherheit und Verkehrsqualität und entlastet die Wohnquartiere von Schleichverkehren. Die beiden südlichen Bauabschnitte sind fertig gestellt, der Abschnitt Mitte ist derzeit im Bau. Die beiden nördlichen Abschnitte sind in der Planung. Der Bund hat für die drei Abschnitte, die derzeit in Planung und Bau sind, 151 Millionen Euro auf Basis der Planung genehmigt. Der Auftrag zum Bau der Allerbrücke soll in diesem Jahr erteilt werden.

...hier geht es zum Baurundblick