Pressemeldung

Für mich ist Bremen eine A-Stadt

Baurundblick: Im Gespräch mit Frau Senatorin Özlem Ünsal, die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung in Bremen

Senatorin Özlem Ünsal, die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung in Bremen
Senatorin Özlem Ünsal, die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung in Bremen

Sie haben kürzlich im Rahmen eines Bauindustrieabends des Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen die Perspektiven für die Bauwirtschaft in Bremen dargestellt. Worauf kann oder muss sich die Bremer Bauwirtschaft einstellen?

Özlem Ünsal: Stadtentwicklung, Planung und Bauen bedeuten kluges Vordenken, Entscheiden und Umsetzen. Dabei suchen wir gemeinsam nach tragfähigen Lösungen, wie wir das Wohnen, das Arbeiten und insgesamt das Zusammenleben sozialverträglich gestalten wollen. Die Herausforderungen und Erwartungen sind in der aktuellen Situation vielschichtig und enorm. Das Planen und Bauen in unseren Städten verändert sich gravierend und wird zukünftig noch mehr durch den fortschreitenden Klimawandel beeinflusst und durch die sozialen Fragen geprägt sein. Zudem werden die wachsende Ressourcenknappheit sowie die Bedingungen auf dem globalen und lokalen Markt die Zukunft mitbestimmen. Hinzu kommen die Herausforderungen des demografischen Wandels.

Neben dem Neubau rückt gerade die zukunftsfähige Gebäudebestandsentwicklung in unseren Städten in den Fokus. Bremen setzt dabei weiter auf die Innenentwicklung. Bezahlbare Mieten und „gutes“ Wohnen, als Grundlage für würdige und sozial gerechte Lebensverhältnisse zu ermöglichen, bleibt weiter politisches Ziel des Senats. Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum, der anschlussfähig an eine CO2-neutrale Wärme- und Energieversorgung ist. Ich denke dabei an eine Gesamtstrategie im Verbund: Koordinierte Förderungen, eine Vereinfachung der behördlichen Prozesse und Anforderungen, die Nutzung (landes-)gesetzgeberischer Kompetenzen und bodenpolitischer Instrumente sowie eine belastbare kommunale Wärmeplanung. All dies braucht eine Verlässlichkeit in Kommunikation und Planung sowie eine enge Kooperation auf Landes- und Bundesebene, selbstverständlich auch mit der Bauwirtschaft. Es gibt nicht den „einen Hebel“ zur Bewältigung dieser Herausforderungen, wir müssen alle gemeinsam umdenken und anpacken. Ich setze auf den gemeinsamen Schulterschluss.

B-Städte werden als die neuen Top-Standorte gewertet. Wo sehen Sie Bremen im Ranking der B-Städte und welches Potenzial hat die Hansestadt, um weiter aufzurücken?

Özlem Ünsal: Nach der Wahl in der Bremischen Bürgerschaft und der Konstituierung des neuen Bremer Senats konnte ich bereits viele eindrückliche und intensive Gespräche im Rahmen meiner ersten Sommertour als neue Senatorin führen. Auf diesem Wege bin ich in der Stadt und im Land Bremen bereits herzlich aufgenommen worden. Und dabei hat sich mein vorheriger Eindruck bestätigt: Für mich ist Bremen eine A-Stadt!

Bremen zeichnet sich durch große Offenheit und enorme Potenziale aus, aber es gibt auch Herausforderungen, die wir gemeinsam bewältigen müssen. In Bremen sind die Wege kurz, das ist gut für die notwendigen, schnellen Abstimmungen. Das habe ich sofort gemerkt und schätze es sehr.  

Wir haben viele Quartiere, die neu entstehen oder sich gerade stark wandeln. Die Stadt besticht durch ihre hohe Lebensqualität – und im Vergleich zu Städten vergleichbarer Größe ist der Mietwohnungsmarkt noch nicht zu angespannt. Gleichwohl verdichten sich auch in Bremen die Hinweise eines zunehmend enger werdenden Marktes im Bereich des bezahlbaren Wohnraums. Für die Transparenz wird hier die Einführung des qualifizierten Mietspiegels im kommenden Jahr sorgen.  

Hannover hat kürzlich ein Konzept für die fast autofreie Innenstadt beschlossen, dass bis 2030 umgesetzt werden soll. Bremen hat diese „Verkehrswende“ bereits 2019 beschlossen. Wo steht die Hansestadt?  

Özlem Ünsal: Weiterhin handlungsleitend sind der Verkehrsentwicklungsplan Bremen 2025 und seine Teilfortschreibung, die mit dem Fokus auf die nach Möglichkeit autofreie Innenstadt im vergangenen Jahr beschlossen wurde. Eine autofreie Innenstadt allein hat jedoch noch keinen Mehrwert. Wichtig ist, dass wir mehr Aufenthaltsqualität schaffen sowie gute Erreichbarkeit mit dem ÖPNV, dem Radverkehr, aber auch zu Fuß. Wir haben auch zukünftig ausreichend Pkw-Stellplätze in öffentlichen Parkhäusern. Die Innenstadt ist ein öffentlicher Raum, bei dem viele unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse aufeinandertreffen. Wir verfolgen einen strategischen und umsetzungsorientieren Ansatz, der ausgewogen ist und Viele Perspektiven berücksichtigt. Wir schaffen beispielsweise mit der Umgestaltung des Grundstücks Parkhaus-Mitte die Voraussetzungen für eine Aufwertung dieses höchst zentralen Bereichs der Innenstadt. Hier soll auf diese Weise ein Rundlauf geschaffen werden, der die Aufenthaltsqualität erheblich steigert. Auch werden wir den Domshof umgestalten und den darunterliegenden Bunker zu einem Fahrradparkhaus ausbauen.  

Bremen trägt ein enormes Unterhaltungsdefizit im Straßenbau vor sich her; wo sehen Sie Lösungsmöglichkeiten?

Özlem Ünsal: Die Wirtschaftsstandorte Bremen und Bremerhaven sind auf eine leistungsfähige Straßeninfrastruktur vor allem für die großen Verkehrswege angewiesen. Sanierungsbedürftige Infrastruktur ist – wie in ganz Deutschland – auch in Bremen vorzufinden. Wir werden deshalb die Sanierung der Straßeninfrastruktur unter Priorisierung der Brücken und anderer wichtiger Achsen für die Wirtschaftsverkehre vornehmen. Dabei wird sich der Senat über einen langfristigen Plan zur Sanierung und zu Ersatzneubauten der Weserbrücken verständigen. Die bestehenden Weserbrücken stellen das Grundgerüst für den Erhalt und Ausbau unseres Wirtschafs- und Logistikstandorts dar. Darüber hinaus habe ich mich als Mobilitätssenatorin vor wenigen Tagen im Rahmen der Verkehrsministerkonferenz in Köln für die Bremer Belange u.a. im Bereich der Schieneninfrastruktur, der Wasserstraßen und der Fachkräftegewinnung eingesetzt.

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