Hochkarätige Referenten aus Politik, Forschung, Bauindustrie und Bauhauptgewerbe, unter ihnen Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, Cord Lüesse von der Autobahn GmbH, Direktor der NL Nordwest und Timo Quander, Präsident der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, gaben den Anwesenden Impulse und Stoff für Diskussionen. Es wurde deutlich, dass alle Akteure auf ein und dasselbe Ziel hinarbeiten: eine funktionierende Straßeninfrastruktur.
Mitte August luden Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen e.V. und Baugewerbe-Verband Niedersachsen nach Braunschweig ein, um im Rahmen des Niedersächsischen Straßenbautages die Herausforderungen der Straße der Zukunft zu beleuchten und zu diskutieren. Die verbindenden Themen waren neben dem Erhalt und dem Ausbau der Straßen, der Fachkräftemangel sowie die Vereinfachung und Beschleunigung von Verfahren und Prozessen als auch Entwicklung und Einsatz CO2-sparender Bau- und Brennstoffe.
Zu Beginn der Veranstaltungstage kamen die Gastgeber zu Wort: Jörn P. Makko, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen e.V., stimmte die Anwesenden stellvertretend für den erkrankten Präsidenten des Verbandes, Prof. Dipl.-Ing. Bernd Afflerbach, auf das Event ein. Dem folgten Grußworte von Dipl.-Ing. Florian Kroker, dem Vorsitzenden der Bezirksgruppe Braunschweig-Südniedersachsen des Bauindustrieverbandes, und des Stadtbaurates der Stadt Braunschweig, Heinz Georg Leuer. Christian Staub, Präsident des Baugewerbe-Verbandes Niedersachsen, führte die Teilnehmer in den zweiten Veranstaltungstag ein. Die genannten Redner stellten die verbindenden Elemente der Tagung und der Anwesenden heraus. Planende, Auftraggeber, Auftragnehmer und Ausführende eint, dass sie für eine Grundlage der hiesigen Wirtschaft und der Mobilität der Menschen sorgen: die Straße.
Verkehrsminister Lies: Straßeninfrastruktur ist zentral
Ein wichtiger Impuls kam vom Verkehrsminister Niedersachsens, Olaf Lies, der die Bedeutung der Straße herausstellte. „Straßen schaffen Verbindungen“, konstatierte er und gab zu bedenken, dass man sich in der Diskussion über die Bedeutung der Straße heutzutage teilweise rechtfertigen müsse. Nach einem Seitenblick auf das sanierungsbedürftige Schienennetz, das lange auf Verschleiß gefahren wurde, sowie auf die Wasserstraßen, fasste er zusammen: „Wir müssen selbstbewusst über Straße reden in der Frage, dass 70 Prozent der gesamten Wirtschaftsverkehrsleistung und der Personenverkehrsleistung über die Straße abgewickelt werden.“ Veränderung der Verkehrsstruktur seien zwar wünschenswert, so der Minister, aber auch die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene sei ohne Straßen nicht möglich.
Lies stellte heraus, dass künftig verlässlich in den Ausbau der Infrastruktur investiert werde, dabei sei der Klimaschutz eine maßgebliche Richtgröße. Darüber hinaus gelte es, die Ladeinfrastruktur – auch für LKW – auszubauen und parallel dazu marode Brücken und beschädigte Straßen schneller und einfacher zu sanieren oder zu ersetzen. Zu diesem Zweck brauche es Fachkräfte, aber auch verlässlich Finanzmittel in ausreichender Höhe. Niedersachsen stelle 110 Millionen Euro zur Verfügung und auch der Bund sorge mit einer halben Milliarde Euro für ausreichend Mittel.
Der Minister ging darüber hinaus auf die vielen maroden Brücken des Landes ein: Hier gelte es alle Kräfte zu bündeln, insbesondere unter der Fragestellung „Wie können die beteiligten Unternehmen zusammenarbeiten?“. Die Klärung dieser Frage steht künftig im Fokus des Interesses: Verbände, Behörden und Unternehmen verständigten sich im Zuge der Tagung auf einen engeren Austausch.
Timo Quander, Präsident der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV), verwies in seinem Beitrag ebenfalls auf einen ganzheitlichen Ansatz und die die gesamte Infrastruktur umfassenden Aufgaben seiner Behörde. Neben den dringenden Aufgaben wie dem Erhalten, Sanieren und Bauen der Verkehrswege, habe sich die NLStBV als zentraler Player auch der Energiewende und dem Erreichen der Klimaziele verpflichtet. „Ohne zusätzliches Personal und Geld wird das nicht gehen“, mahnte Quander an. Da es schon lange am Nachwuchs mangele, gehe man nun gezielt ins Recruiting, um junge Menschen für die spannenden und durchaus nachhaltigen Aufgaben des Infrastrukturausbaus zu sensibilisieren.
Niedersächsischer Straßenbautag: Ganzheitliche Betrachtung in Theorie und Praxis
Eine Stärke des Niedersächsischen Straßenbautages war ganz klar die große Themenvielfalt mit der sich die Anwesenden der Zukunft der Straße widmeten. Und so kam auch die Forschung zu Wort. Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Kaliske, Institut für Statik und Dynamik der Tragwerke Technische Universität Dresden, stellte die „Entwicklung eines digitalen Zwillings der Straße“ vor. Dr.-Ing. Johannes Büchner, Institut für Straßenwesen Technische Universität Braunschweig, zeigte den Forschungsstand „Auf dem Weg zu einem Asphalt aus erneuerbaren Rohstoffen“ und für den „Umgang mit Projektrisiken im Straßenbau“ sensibilisierte Univ.-Prof. Dr.-Ing. Patrick Schwerdtner vom Institut für Bauwirtschaft und Baubetrieb Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig. Dipl.-Ing. Lars Keller, F. Winkler GmbH & Co. KG, informierte in „Die Zukunft ist klimaneutral: Mit HVO auf dem richtigen Weg“ über die Praxistauglichkeit alternativer Brennstoffe. Ein Beispiel aus der Praxis stellte B.Sc. Wirt.-Ing. Tim Vogt, ENREGIS GmbH, mit seinem Vortrag „Dezentrale Regenwasserbehandlungsmaßnahmen für Verkehrsflächen und Wege im Kontext des Schwammstadt-Gedankens“ vor.
Für Aufsehen und eine rege Diskussion sorgten Dipl.-Ing. Theo Reddemann, Geschäftsführer Fa. Echterhoff, und Dipl.-Ing. Henning Diekmann, Geschäftsführer der Fa. Völkmann, mit ihrem Vortrag „Innovativer Straßen- und Brückenbau im Verkehrsknotenpunkt Münster-West“. Inhaltlich ging es um ein Best-Practice-Beispiel im Zuge einer Brückensanierung, bei der die Bauzeit durch das Bündeln der Kompetenzen und das Nutzen einer funktionalen Ausschreibung von vier auf zwei Jahre verkürzt werden konnte. Die „Herausforderungen an die Autobahn“ skizzierte Cord Lüesse von der Autobahn GmbH, NL Nordwest anschaulich. Keynotespeaker Stephan Anpalagan betrachtete das Tagungsmotto in seinem Vortrag „Das Volk geht auf die Straße - Über Heimat, Identität und politisches Engagement im 21. Jahrhundert“ aus einem ganz anderen Blickwinkel. Vom Max Frisch-Zitat „Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen“ ausgehend, betrachtete er die Integration ausländischer Arbeitskräfte im Verlauf der letzten Jahrzehnte.
Vortragende wie Zuhörer eint die Überzeugung, dass die Straße Zukunft hat und dass es nur gemeinsam gelingt, die Straße der Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen.
Dank gilt den Sponsoren GP Papenburg Baugesellschaft mbH, TFG REIMERS KG, Ingenieurbüro Kuhn und Partner mbB, Kurt König Baumaschinen GmbH, Zeppelin Baumaschinen GmbH, eFuels Forum GmbH, VHV Allgemeine Versicherung AG, bauass Versicherungsmakler GmbH + Co.KG, Johannes Bopp GmbH, Hermann Wegener GmbH & Co. KG sowie der Straßenbauer-Innung Braunschweig, der Straßenbauer-Innung Lüneburg und der Straßenbauer-Innung Osnabrück-Emsland.
BU: Die Beteiligten sind sich einig: Es geht nur gemeinsam! (v.l.n.r.) Hauptgeschäftsführer Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen e.V., Jörn P. Makko, Dipl.-Ing. Florian Kroker, Vorsitzender der Bezirksgruppe Braunschweig-Südniedersachsen Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen e.V., Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, Christian Staub, Präsident des Baugewerbe-Verbandes Niedersachsen, und Matthias Wächter, Hauptgeschäftsführer des Baugewerbe-Verbandes Niedersachsen. Foto: BVN
Über den Baugewerbe-Verband Niedersachsen:
Der Baugewerbe-Verband Niedersachsen setzt sich aktiv für die Interessen seiner Mitgliedsbetriebe gegenüber der Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit ein. Dafür nimmt er Stellung zu aktuellen baupolitischen Themen und informiert Abgeordnete und Entscheidungsträger in den Parteien.
Über den Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen e.V.:
Der Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen e.V. ist der Wirtschafts- und Arbeitgeberverband der Bauindustrie in den Ländern Bremen und Niedersachsen. Er nimmt alle gemeinsamen wirtschafts- und sozialpolitischen sowie fachlichen und technischen Interessen seiner Mitglieder wahr.