Für eine partnerschaftliche Kultur des Bauens
Bauen statt Streiten! Unter diesem Schlagwort hat die BAUINDUSTRIE in den letzten Jahren den Kulturwandel auf deutschen Baustellen eingeleitet. Ausgangspunkt waren zahlreiche aus dem Ruder gelaufene öffentliche Großprojekte, bei denen es zu massiven Verzögerungen und Kostensteigerungen gekommen war. Gründe dafür waren zumeist Schnittstellenprobleme und damit einhergehende störanfällige Abstimmungsprozesse, die insbesondere bei einer hohen Projektkomplexität auftraten. Daraus resultierende Streitigkeiten zwischen den Projektbeteiligten waren an der Tagesordnung.
Vor diesem Hintergrund stellten Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Bauindustrie den gesamten Bauprozess – von der ersten Projektidee bis zur Inbetriebnahme – auf den Prüfstand. Denn nur wenn es gelingt, Bauvorhaben schnell und effizient abzuwickeln, erreichen wir die gesamtgesellschaftliche Akzeptanz, die für öffentliche Bauvorhaben notwendig ist. Als wesentliche Ursache für Kosten- und Terminüberschreitungen stellte sich die fehlende Kooperation zwischen den Baubeteiligten und ein allgemeiner Mangel an Projekttransparenz heraus. Um dieser Fehlentwicklung entgegenzutreten, setzt sich die BAUINDUSTRIE für die stärkere Anwendung alternativer Vertragsmodelle ein, die Anreize für eine konstruktive und projektwohlorientierte Zusammenarbeit schaffen. Schließlich gelingen Bauprojekte nur miteinander, nicht gegeneinander. Im Interesse einer progressiven und lösungsorientierten Baukultur fordern wir deshalb, den erfolgreich eingeschlagenen Weg des partnerschaftlichen auens in Deutschland konsequent weiterzugehen. Zentrale Merkmale einer partnerschaftlichen Projektabwicklung sind:
■ frühzeitige Einbindung der Baukompetenz in die Planung
■ verstärkte Zusammenarbeit aller Prozessbeteiligten auf einer gemeinsamen digitalen Plattform (Building Information Modeling)
■ schnittstellenübergreifende Verantwortung
■ Optimierung des Bauprozesses durch partnerschaftliche Vertragselemente
■ Optimierung der Projekte über den Projektlebenszyklus beziehungsweise Teile davon
Die Unternehmen der deutschen Bauindustrie bieten seit Langem eine breite Palette an Vertragsmodellen an, die sich am Partnerschaftsgedanken orientieren. Unser vielfältiges Modellangebot entwickeln wir konstant und in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern aus Wissenschaft und Verwaltung weiter.
In der vorliegenden Broschüre zeigen wir anhand von Beispielen auf, wie diese Partnerschaft schon heute gelebt wird und welche Modellvarianten dem öffentlichen Auftraggeber dafür zur Verfügung stehen. Für uns gilt bei der Auswahl der Partnerschaftsmodelle der Grundsatz: Wir bieten nicht die eine Lösung für alles.
Wir bieten eine Vielfalt von Lösungsvarianten, aus denen öffentliche Auftraggeber – in Abhängigkeit von eigenen personellen und finanziellen Ressourcen, vorhandenem Know-how und der Projektgröße beziehungsweise -komplexität – die für sie passgenaue, das heißt, geeignete und wirtschaftlichste Variante auswählen können. Das schließt sowohl die Vergabe an einen Generalunternehmer wie auch die Fach- und Teillosvergabe ein.
Seit der Erstauflage von Bauen statt Streiten im Sommer 2018 hat sich die Notwendigkeit eines flächendeckenden Einsatzes von Partnerschaftsmodellen weiter erhöht. In dieser zweiten, aktualisierten Auflage stellen wir nicht nur neue Referenzprojekte vor, sondern zeigen unter anderem auf, wie wir durch integrale Planungsprozesse effizienter werden, welche Chancen sich daraus für mehr Nachhaltigkeit bieten und welche Rolle BIM dabei spielt.